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3. DIE ENTWICKLUNG DES KLANGERZEUGERS "SUBHARCHORD"

Durch Besuche in den verschiedenen Studios für elektronische Musik in Köln, München, Warschau, Mailand usw., auch auf Grund des Studiums der Arbeiten des Studios Gravesano bei HERMANN SCHERCHEN, war die Überzeugung gereift, dass nur ein moderner leicht bedienbarer elektronischer Klangerzeuger, mit den Möglichkeiten des Mixtur-Trautoniums ausgestattet und mit moderner Studiotechnik kombiniert, Aussicht auf Anwendung für rationelle Produktionsmöglichkeiten durch Komponisten bei Rundfunk, Fernsehen und Film haben kann.

Beinahe wäre auch dieses Vorhaben von dem erwähnten ominösen Arbeitskreis aus sogenannten ideologischen Gründen gestoppt worden, dem die "subharmonischen Mixturen" zunächst sehr suspekt waren. Dies zeigt der Auszug aus einer Stellungnahme des damaligen Ministeriums für Kultur:

"In der VTE [d.h. 'Vorläufige Technische Entwicklungsbedingungen', also das Pflichtenheft] wird von subharmonischen Mixturen gesprochen. Uns ist bekannt, dass im Zusammenhang mit elektronischen Musikinstrumenten der Begriff "subharmonisch" häufig auftaucht. Wir möchten jedoch darauf hinweisen, dass dieser Terminus in der Musiktheorie als eine musikalische Fiktion betrachtet wird. Hierüber hat noch keine wissenschaftliche Klarstellung stattgefunden, so dass dem Begriff subharmonische Mixturen zumindest mit Vorbehalt zu begegnen wäre."

Der Vertreter in diesem Ministerium (ein Dr. Uszkoreit) konnte später von der tatsächlichen Realität elektronisch erzeugter subharmonischer Klänge überzeugt, sogar begeistert werden und unterstützte die Entwicklungen (…bis er sich über die damals noch offene Grenze "absetzte"!).

Wie Bild 7 zeigt, lässt sich auch eine subharmonische Reihe leicht von einem Bezugston ableiten; Tabelle 1 zeigt die gegebenen Abweichungen der temperierten von einer harmonischen Skala (s. Anlage 3).

  Bild 7:  Subharmonische Reihe des Tones c4 

Der Kern eines Klangerzeugers für subharmonische Klänge (die Vorstufe des späteren "Subharchords") wurde 1962 von ERNST SCHREIBER aufgebaut. SCHREIBER war der Entwickler der o.a. "Toccata-Orgel"; er konnte für das Labor für Akustisch-Musikalische Grenzprobleme als Mitarbeiter gewonnen werden. Dieses Experimentiergerät entdeckte der Funk- und Filmkomponist Addy Kurth (Bild 8: Addy Kurth und Ernst Schreiber am Laborgerät), der damit Trickfilme für die DEFA vertonte und begeistert weitere Komponisten heranzog. Das hatte zur Folge, dass in dem vorhandenen Experimental-Studio für akustische Untersuchungen ein regelrechter Produktionsbetrieb in mehreren Schichten eingerichtet werden musste und konnte.

 

Bild 8: Experimentalstudio

 

Bild 9: SUBHARCHORD II / III 

 

Der begonnene Klangerzeuger wurde bis zum Typ "SUBHARCHORD II / III"  weiterent-wickelt (ERNST SCHREIBER und PAUL ARNOLD) und aufgrund der Nachfragen aus dem Ausland in einer formgestalteten Version gefertigt (Formgestaltung:Gunter Wächtler), sogar auf der Leipziger und Budapester Messe ausgestellt (Bild 9).

Das führte zu Bestellungen aus Norwegen (Elektronisches Studio im Osloer Rundfunk), CSSR (dort für die Studios in Pilsen und Bratislava und im VURT in Prag) und Polen, so dass später eine Kleinserie aufgelegt und eine Vermarktung mit der Fa. HEMPEL, Limbach-Oberfrohna, begonnen werden konnte. [Anmerkung: das Subharchord wurde über die Fa. HEMPEL, Limbach-Oberfrohna nur vermarktet, da die Deutsche Post selbst keine Geräte verkaufen, bzw. exportieren durfte. Gebaut wurde das Subharchord hauptsächlich in den Werkstätten des RFZ. - M.Miersch]

Das DEFA-Trickfilmstudio Dresden erhielt als Initiator das erste Gerät und produzierte ständig damit Klangillustrationen für Filme.

Die Enteignung dieses Privatbetriebes von BODO HEMPEL in Limbach, der sich in das "Subharchord" regelrecht verliebt hatte, stoppte allerdings eine weitere Serienfertigung und im Endeffekt auch eine sinnvolle Weiterentwicklung - obwohl genügend Exportnachfragen vorlagen.  

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Anlagen:

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