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MEL und die Suche nach dem optimalen Klangfilter

1) Die MEL - Skala

Die MEL-Skala wurde von den Amerikanern Stanley Smith Stevens, John Volkmann und Edwin Newman in den 30er Jahren definiert. Die Skala kam ursprünglich durch ein Experiment von Stevens und Volkmann (1940) zustande und basiert auf der subjektiven Wahrnehmung von Frequenzvervielfachungen.
Bei der Bezeichnung "MEL" handelt es sich um eine nach einem Vorschlag von S.S.Stevens eingeführte Einheit der Tonheit: die Größe der subjektiven Tonhöhenempfindung, die in der Einheit "MEL" (von "melody") angibt, als wie hoch ein Signal empfunden wird. (siehe: Reallexikon der Akustik, herausgegeben von Michael M. Rieländer, Verlag Erwin Bochinsky, Frankfurt M., 1982)
Die "Empfindungsgröße" MEL berücksichtigt u.a. das Phänomen, daß das Auflösungsvermögen des Ohres zu höheren Frequenzen hin abnimmt, außerdem erscheinen Töne hoher Frequenzen im Vergleich zu Tönen tiefer Frequenzen bei gleicher Lautstärke deutlich leiser.

Es gibt zwei Definitionen der Mel-Skala, die sich jeweils im Referenzwert unterscheiden:
Grundlage für die Definition der Mel-Skala nach Stevens ist ein Ton mit der Frequenz f = 1000 Hertz, ihm wird die Tonheit Z = 1000 mel zugeordnet.
Eberhard Zwicker definierte später eine Mel-Skala basierend auf der "Bark-Skala" (nach Heinrich Barkhausen) mit dem Ton C als Basis. Diesem Ton mit der Frequenz f = 131 Hertz wird die Tonheit Z = 131 mel zugeordnet.
In beiden Definitionen gilt: ein Ton, der doppelt so hoch wahrgenommen wird, erhält den doppelten Tonheitswert, ein Ton, der als halb so hoch wahrgenommen wird, den halben Tonheitswert.

Literatur:
- S.S.Stevens: "A scale for the Measurement of the Psychological Magnitude Pitch, JASA 8 1937, S. 185.
- J.F.Corso: "The experimental psychology of sensory behavior", New York, Holt-Rinehart-Winston, 1967

2) Die MEL - Filter und das Subharchord

Bei den MEL-Filtern, die Herr Schreiber in sein Subharchord eingebaut hatte, handelt es sich um eine Entwicklung von Herrn Paul Arnold aus den Jahren 1962/63. Herr Arnold, der seit 1961 im RFZ arbeitete, hatte damals die Konstruktion der Filter 5.Ordnung nach den vorhandenen MEL-Filterkurven berechnen lassen (die von ihm erstellte Gleichung wurde vom Rechner des RFZ-Rechenzentrums berechnet).

Herr Lothar Thomalla (später als Tonmeister im Gewandhaus tätig) berichtet, daß das Ergebnis noch nicht zufriedenstellend war, so daß er dann mit seinen Untersuchungen im Rahmen einer Diplomarbeit begonnen hatte. Gesucht wurde nach einer Möglichkeit, die Problematik des Zusammenhangs zwischen harmonischer und melodischer Empfindungsskala des Gehörs zu untersuchen und eventuell ein optimales Klangfarbenfilter davon abzuleiten. Zu einer Realisation bzw. Produktion der gesamten Filterbank kam es jedoch nicht.

Herr Thomalla berichtet:

"Die Untersuchungen erstreckten sich zunächst auf alle damals bekannten hörphysiologischen Phänomene und auf den physiologischen Hörvorgang selbst. Dabei schälte sich bald heraus, dass es tatsächlich so etwas wie ein optimales Klangfarbenfilter geben muss. Und dessen Parameter versuchte ich zu bestimmen. In der einfachsten Version handelte es sich dabei um eine Art EQ, dessen Mittenfrequenzen nach der MEL Skala nach Zwicker gestuft waren, die Bandbreite der einzelnen Bandpässe aber unterschiedlich und die Flankensteilheiten sowohl im Bandpass selbst, als auch bei jedem der einzelnen Bandpässen unterschiedlich waren.
Die Realisierung eines solchen Gebildes stiess in der damaligen Zeit auf enorme Schwierigkeiten, zumal alle konservativen Filterschaltungen versagten. Ich kam dann auf die sog. Cauer-Parameter-Filter, die solche Konstruktionen ermöglichten, aber ungeheuer kompliziert waren. Es gab in der DDR nur eine Hand voll Spezialisten aus der TF Technik, die diese Filtertechnik beherrschten. So arbeitete ich mich in die Theorie dieser Filter ein und berechnete tatsächlich ein EQ mit 24 Bandpässen, der eigentlich ein optimales Klangfarbenfilter darstellen sollte. Ich muss sagen sollte, weil das Ergebnis zwar theoretisch sehr einleuchtend war, aber in der Praxis nie erprobt werden konnte, weil die Herstellung der gesamten Filterbank mit den damaligen Mitteln einfach zu aufwendig war. Ich selbst bastelte 3 Einzelbandpässe von den 24 möglichen in Handarbeit zusammen, um wenigstens einige Ergebnisse zu überprüfen, die sich auch alle bestätigt fanden.
Dann verlor das RFZ das Interesse am Subharcord und damit auch an den Klangfarbenfiltern. Erst in den 80 er Jahren kam Klaus Wagner vom RFZ noch einmal auf die Ergebnisse zurück, als es galt das Mischpult MP4084 zu entwickeln. Damals hatten die Entwickler schon grosse Lust die Filter des Pultes nach meinen Ergebnissen zu gestalten, aber alles scheiterte am Widerstand der Industrie, für die selbst in diesen Jahren die Struktur noch zu kompliziert war. Hinzu kam, dass man sich prinzipiell am Westen ausrichtete, und dort war man noch nicht auf so ein Fliter gekommen und eben nicht sein kann, was nicht sein darf, und so versank alles in den Archiven."

siehe Fotos im Anhang

Gebaut wurden die Filter (14 kleine Einschübe) im RFZ. Die Ringkerne stammten von einer Firma aus Hermsdorf.
Die fertigen Filtersätze wurden dann an die Firma Hempel (Limbach-Oberfrohna) geliefert, die das Subharchord als Serienmodell fertigte.

Die MEL-Filter-Klaviatur ist eine Erfindung von Josef Anton Riedl (Siemens-Studio für elektronische Musik, München), für das Subharchord hat man die Idee übernommen.

Im Subharchord Typ I kann die aus 14 Bandpaßfiltern bestehende Mel-Filteranordnung über Kippschalter zugeschaltet werden.

Die verwendeten Bandpaßfilter nach der Mel-Skala sind:
Nr. 1: 200 ... 400 Hz / Nr. 2: 400 ... 625 Hz / Nr. 3: 625 ... 875 Hz / Nr. 4: 875 ... 1170 Hz / Nr. 5: 1170 ... 1550 Hz /
Nr. 6: 1550 ... 1970 Hz / Nr. 7: 1970 ... 2420 Hz / Nr. 8: 2420 ... 2900 Hz / Nr.: 9 2900 ... 3450 Hz / Nr. 10: 3450 ... 4000 Hz / Nr. 11: 4000 ... 5000 Hz / Nr. 12: 5000 ... 6500 Hz / Nr. 13: 6500 ... 8000 Hz / Nr. 14: 8000 ... 10 000 Hz.

Im Subharchord Typ II gibt es eine rechts neben der eigentlichen Spielklaviatur liegenden Klaviatur, mit deren Tasten die im Gerät vorhandenen 14 Filter nach der Mel-Skala eingeschaltet werden können, einzeln oder auch mehrere gleichzeitig, so daß der angelegte Klang ständig gefärbt werden kann.
Das Ein- und Ausschalten geschieht "knackfrei" mittels fotoelektrischer Tastsysteme über einen kurzen Ein- bzw. Ausschwingvorgang.

Das dadurch ermöglichte klaviaturgesteuerte "Klangfarbenspiel", mit dem z.B. aus dem Rauschen des Rauschgenerators einzelne der Tonhöhe nach klar differenzierbare Bereiche herausgefiltert werden können, gehört zu den besonderen, auch heute noch beeindruckenden Qualitäten des Instrumentes.

Anhang

"Ein optimales Klangfarbenfilter", Diplomarbeit von Lothar Thomalla, 1969.

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* www.subharchord.de